Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation

„Ich mache das, weil ich es gerne mache und dabei etwas lernen kann“. Diese immer mal wieder gehörte Aussage zeigt bereits exemplarisch, was Motivation ist. Gemäss Deci und Ryan (1993) gelten Menschen dann als motiviert, wenn sie etwas erreichen wollen. Sie verfolgen mit ihrem Verhalten einen bestimmten Zweck. Macht das eine Person nicht, geht ihre Verhaltensweise nicht auf Intentionen zurück und die Person ist demzufolge nicht motiviert.

Unterschieden werden zwei Arten von Motivation:

  1. Intrinsische Motivation
  2. Extrinsische Motivation

Während intrinsisch motivierte Personen Handlungen interessenbestimmt und ohne externe Anstösse ausführen, benötigt man für extrinsisch motivierte Handlungen genau diese. Ein Verhalten wird sichtbar, um eine Konsequenz zu erlangen; solches Verhalten tritt normalerweise nicht spontan auf.

Extrinsische Motivation kann noch weiter aufgeschlüsselt werden in

  • externale Regulation: Handlungen werden ausgeführt um eine Belohnung zu erhalten oder einer Bestrafung zu entgehen.
  • introjizierte Regulation: Handlungen erfolgen aus internen Anstössen und innerem Druck. Das Verhalten ist für die Selbstachtung relevant.
  • identifizierte Regulation: Verhalten wird für einem als persönlich wichtig oder wertvoll anerkannt. Ursache ist, dass man sich als Person mit den Werten und Zielen des Verhaltens persönlich identifizieren kann.
  • integrierte Regulation: Mit Zielen, Normen und Handlungsstrategien kann sich eine Person identifizieren und hat diese in ihr Selbstkonzept integriert.

Woher kommt jetzt eigentlich die Motivation? Die Forschung hat drei wichtige Bereiche identifiziert:

  1. physiologische Bedürfnisse
  2. Emotionen
  3. psychologische Bedürfnisse

Um die psychologischen Bedürfnisse zu erfüllen, sind gemäss der Selbstbestimmungstheorie diese Faktoren relevant:

  • Bedürfnis nach Kompetenz oder Wirksamkeit
  • Autonomie oder Selbstbestimmung
  • Soziale Eingebundenheit oder soziale Zugehörigkeit

Deci und Ryan vermuten, dass Personen bestimmte Ziele verfolgen, „weil sie auf diese Weise ihre angeborenen Bedürfnisse befriedigen können“. Ebenso ist davon auszugehen, dass „soziale Umweltfaktoren, die den Heranwachsenden Gelegenheit geben, ihre Bedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit zu befriedigen, das Auftreten intrinsischer Motivation und die Integration extrinsischer Motivation erleichtern“. (Deci, Ryan, 1993).

Menschen haben den angeborenen Wunsch, ihre Umwelt zu erforschen, zu verstehen und „in sich aufzunehmen“. Ermöglichen wir also möglichst allen Personen ein soziales Umfeld, in dem die Gefühle der Kompetenz und Autonomie erfahren werden können und somit das Auftreten intrinsischer Motivation gefördert wird.

Quelle:
Deci, E.L., & Ryan, R. M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. Zeitschrift für Pädagogik, 39(2), 223-238.